Zum Tausendjährigen Rosenstock zu Hildesheim ranken sich ein paar Legenden:
Eine besagt, dass im Jahre 815 Kaiser Ludwig der Fromme während der Jagd nach einem weißen Hirschen von seinem Gefolge getrennt wurde und dieses auch nicht auf seine Jagdhorn-Rufe reagierte. Er nahm darauf sein Brustkreuz mit dem Heiligtum der Mutter Maria ab (welches er stets bei sich trug) und hängte es an die Zweige eines Strauches und kniete davor, um zu beten. Anschließend schlief er von der Jagd erschöpft ein. Als er Stunden später erwachte, sah er den Platz mit Schnee bedeckt, während alles andere grünte. Sein Kreuz hing weiterhin in den Zweigen des blühenden Rosenstrauchs, doch er konnte es nicht mehr abnehmen, da dieses mit aller Macht festgehalten wurde. Der Kaiser gelobte genau an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten, woraufhin er die Jagdhörner seines Gefolges hörte. Ludwig hielt Wort und ließ an der Stelle eine kleine Kirche errichten – woraus im Laufe der Jahre der Hildesheimer Mariendom entstand, an dessen Mauern noch immer der Rosenstrauch wächst.
Eine zweite Version der Legende erzählt wiederum von Kaiser Ludwig dem Frommen, der auf einem Hügel im Wald sein Zelt aufschlagen ließ, um an einer heiligen Messe teilzunehmen, zu der auch Reliquien der höfischen Kapelle mitgeführt wurden. Nach der Rückkehr erinnerte sich der Hofkaplan daran, dass die Reliquien im Wald vergessen wurden und er eilte sodann zum Ort der heiligen Messe zurück und fand das Reliquiengefäß an einem Rosenstrauch hängen. Allerdings konnte er es nicht abnehmen. Ludwig interpretierte dieses als Zeichen göttlichen Willens und ließ zu Ehren Marias dort eine Kapelle errichten, wobei er den Rosenstrauch um den Bau herumlegte.
Soviel zu den beiden bekanntesten Legenden. Der Tausendjährige Rosenstock gehört zur Gattung der Hundsrosen (Hagebuttenstrauch), welche in und um Hildesheim vielfach wildwachsend anzutreffen sind. Der Strauch besitzt die Eigenschaft einer fortwährenden Erneuerung. D.h., seine unterirdischen Sprossen sind in der Lage neue Wurzeln und Triebe zu bilden, wobei die Vermehrung keinen Einfluss auf die Erbanlagen der Pflanze hat, wodurch es weiterhin die selbe Pflanze bleibt.
Im Zweiten Weltkrieg verbrannte der Tausendjährige Rosenstock beim Bombenangriff der Briten bis auf den Stumpf und lag unter den Trümmern der Apsis begraben. Doch bereits acht Wochen nach dem Angriff brachte die Rose 25 neue Triebe hervor und gilt seitdem ebenso als Wahrzeichen der Stadt wie auch des Bistums Hildesheim.
Tatsächlich gilt der Tausendjährige Rosenstock als älteste lebende Rose der Welt. Wahrscheinlich hat der Strauch ein Alter von mindestens 700 Jahren. Erstmals aktenkundig erwähnt wurde die Rose im Jahr 1573 und galt schon damals als älteste Rose.
Interessante Randnotiz:
Schon lange vor dem Bau der Kirche durch Ludwig dem Frommen befand sich an der Stelle der Rose ein Quellheiligtum, dass der germanischen Göttin Frigga geweiht war.